„Klatschen alleine genügt nicht“

AWO kritisiert Ablehnung der Caritas zu allgemeinverbindlichen Tarifvertrag in der Pflege

Im Rahmen einer Präsidiumssitzung im AWO Kreisverband Mittelfranken-Süd, die unter strengen Hygiene- und Abstandsregelungen stattfand, kritisierten die Verantwortlichen des hiesigen Wohlfahrtsverbandes die Ablehnung eines allgemeinverbindlichen Tarifvertrags für die Altenpflege durch die Caritas.

Dem Tarifvertrag, der zwischen der Bundesvereinigung der Arbeitgeber in der Pflegebranche BVAP und der Gewerkschaft ver.di abgeschlossen wurde, hätten die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie zustimmen müssen, damit der Bundesarbeitsminister diesen für die gesamte Pflegebranche für allgemeinverbindlich hätte erklären können. 

 „Gerade die Corona-Pandemie hat noch einmal mehr die Systemrelevanz der Pflegeberufe und die Notwendigkeit, diese auch finanziell aufzuwerten, gezeigt“, so der Vorstandsvorsitzende Hartmut Hetzelein, der die Ablehnung des Tarifvertrages als „ein fatales Signal in der aktuellen Pflegedebatte“ bezeichnete. Wäre der Tarifvertrag für allgemeinverbindlich erklärt worden, hätten Pflegefachkräfte ab August 2021 mindestens einen Stundenlohn von 16,10 €, Pflegehilfskräfte mindestens einen Stundenlohn von 12,40 € erhalten.   

„Die Ablehnung des Tarifvertrages durch die Caritas ist ein Schlag ins Gesicht all jener Pflegekräfte, die heute noch wesentlich schlechter bezahlt werden“, machte der zuständige Vorstand Pflege & Psychiatrie, Rainer Mosandl, deutlich, der dabei betonte, dass die AWO schon heute deutlich bessere Löhne bezahle. Die Haltung der Caritas sei zudem ein schwerer Rückschlag im Kampf um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für alle Pflegekräfte.

Erschüttert zeigte sich auch der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Feicht, der als Gast an der Sitzung des Aufsichtsrats teilnahm: „Nach der jahrelangen Forderung waren wir so nah dran an einem brancheneinheitlichen Sozialtarifvertrag. Die „Rolle rückwärts“ der Caritas kam selbst für die Beschäftigten des eigenen Verbandes überraschend und zeigt, dass der kirchliche Träger leider kein Interesse an einem Solidaritätsgedanken hat.“

 „Eine bessere Bezahlung und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für alle Pflegekräfte, zum Beispiel durch eine Anhebung der Personalschlüssel, sind dringend notwendig, um das Image der Pflegeberufe aufzuwerten und den Personalmangel in der Pflege zu beseitigen“, bemerkte abschließend der Präsidiumsvorsitzende Richard Schwager: „Klatschen alleine genügt nicht“.