Bundestagsbesuch im „Mehrgenerationenhaus“ der AWO

Angebote und Förderung für AWO-Mehrgenerationenhaus als Gesprächsthemen

Mit Bundestagsabgeordnetem Jan Plobner (SPD) als Gast hatten der AWO-Ortsverband Wendelstein und der AWO-Kreisverband Mittelfranken Süd dieser Tage „hohen Besuch“ im Mehrgenerationenhaus der AWO in Kleinschwarzenlohe. Der Gast aus der Bundespolitik bekam dabei aus erster Hand umfangreich Informationen zur aktuellen Situation des Mehrgenerationenhauses nach den Coronajahren, zu den Angeboten samt der ehrenamtlichen Betreuung durch den AWO-Ortsverband und zu deren Finanzierung. Zum Ärger der Verantwortlichen im Orts- und Kreisverband wurde im Haushaltsentwurf 2024 der Bundesregierung die Förderung der MGH-Arbeit und die Freiwilligenarbeit gekürzt - was ein Grund für die Einladung des Gastes für die AWO-Gastgeber war.  

Es waren vor allem die aktuellen Sparpläne der Bundesregierung im sozialen Bereich, weswegen der Wendelsteiner AWO-Ortsverband als Träger des MGH im Landkreis Roth und der AWO-Kreisverband Mittelfranken Süd die jeweiligen Bundestagsabgeordneten aus dem hiesigen Wahlkreis zu einem Besuch des MGH und Gesprächsrunden einluden. Mit Jan Plobner besuchte jetzt der erste der Eingeladenen das „Mehrgenerationenhaus“ und bekam von Sven Ehrhardt als Co-Vorstandsvorsitzendem des Kreisverbands sowie von Ortsvorsitzendem Klaus Pusch viele Informationen „aus erster Hand“.  

Klaus Pusch übernahm dabei mit weiteren Vorstandsmitgliedern des Ortsverbands den Teil der Informationen zum örtlichen „Mehrgenerationenhaus“: Mit der Vorstellung der MGH-Grundidee zu Beginn der 2000er Jahre konnte sich die AWO im Landkreis Roth als Träger durchsetzen, wobei als Träger dieser Einrichtung in Kleinschwarzenlohe seit Gründung 2007 der AWO-Ortsverband Wendelstein fungiert. Die Anfänge waren in den Kellerräumen der Sparkassenfiliale unweit vom heutigen Standort. Später bot sich die Gelegenheit, das örtliche evangelische Gemeindehaus als  Gebäude zu übernehmen und nach der Renovierung erfolgte 2011 der Umzug hierher.

Anerkennung und Förderung der MGH-Arbeit

Standen zunächst Angebote wie PC-Kurse für Senioren und ähnliche „praktische“ Angebote im Mittelpunkt der MGH-Aktivitäten, kamen später musikalische Angebote wie die AWO-Rockers und die Veehharfen-Musik dazu, die „Miner-Kids“ als Jugendgruppe mit dem Hobby Mineralien und Versteinerungen, seniorenbezogene Gemeinschaftsveranstaltungen und sportliche wie soziale Betreuungsangebote von „Smoovy Fit“ bis hin zu einer regelmäßigen Demenzbetreuung. „Für die AWO im Kreisverband ist das Mehrgenerationenhaus hier ein Glücksfall, aufgrund der örtlichen Bevölkerungssituation und als Element eines ganzheitlichen Angebots für die Bevölkerung in der Gemeinde mit unserer Kindertagesstätte und dem Seniorenheim“ bestätigte auch Sven Ehrhardt vom Kreisverband.

Leider, so Klaus Pusch, streue vor allem der Bund als MGH-Ideengeber immer wieder „Sand ins Getriebe“ bei der örtlichen Arbeit: Während der AWO-Kreisverband und der Markt Wendelstein von Anfang an in Anerkennung des Gesamtangebots im MGH jährlich unbürokratisch Fördermittel freigeben, sei die Vorarbeit für die jährlichen Zuschussanträge beim Bund immer umfangreicher und schwieriger: So änderten sich bereits mehrfach die Zweckvorgaben als „Basis“ der Förderung und jährlich zunehmende Vorgaben und Leistungsnachweise müssen vor Ort in ehrenamtlicher Arbeit von den Trägervereinen erledigt werden, was eine erhebliche Mehrarbeit Einzelner sei.

Das MGH soll sich bei „kostenlosen Kursangeboten“ zugleich finanziell selbst tragen 

Wie zudem die Vorgabe des Bundes für „kostenlose Kursangebote“ erfüllt werden soll, wenn sich das MGH zugleich finanziell selbst tragen soll im Idealfall - dafür hat Klaus Pusch bis heute keine Lösungsformel. Am meisten ärgerte sich der Ortsvorsitzende darüber, daß der Bund im  aktuellen Haushaltsentwurf für 2024 die jährliche Fördersumme für die Mehrgenerationenhäuser reduziert hat. „Wir haben als MGH hier in den Coronajahren versucht, so weit wie erlaubt und machbar auch weiterhin Angebote zu machen und haben seit 2020 steigende Ausgaben. Eigentlich sollte es eher einen erhöhten Ausgleich geben, aber im Gegenteil - der Zuschuß wird gekürzt“ machte er Jan Plobner als Bundestagsabgeordnetem sein Unverständnis deutlich.

Die Folgen dieser unlogischen Denkweise des Bundes - auch in der Freiwilligenarbeit wie dem FSJ oder als „Bufdi“ - ergänzte Sven Ehrhardt bildhaft: Mittelreduzierungen in beiden Bereichen haben auf den ersten Blick „nur“ geringere Förderung als Folge. Für die Basis bedeute dies, daß zum einen ehrenamtliche Helfer in der MGH-Arbeit kein Honorar als Anerkennung ihres Einsatzes mehr bekämen und zum anderen müsse ein MGH-Träger darüber nachdenken, welche Angebote er bei längerem Beibehalten dieser Situation überhaupt noch anbieten könne. Und die Gewinnung engagierter Helfer, die Kostenfreiheit der Kurse und die Angebotsvielfalt sei schwieriger.

Geringere Förderung auch in anderen Bereichen der Bundespolitik  

Nach der Gesprächsrunde konnte Jan Plobner der AWO auf Orts- und Kreisverbandsebene zwar kein Versprechen auf eine Rücknahme der geplanten Kürzungen geben, will sich aber für eine bessere Lösung beim Beantragen der Fördermittel stark machen. „Ich finde einen ‚vernünftigen Umgang‘ mit Vertrauen in den gesunden Menschenverstand bei der Prüfung der Förderanträge und der Möglichkeit zu Korrekturen bei Fehlangaben besser als generell Kürzungen oder eine Ablehnung, wenn etwas nicht logisch erscheint. Aber der Staat hat auch die Pflicht, über die rechtmäßige Verwendung seiner Förderung von den Fördereinrichtungen Informationen abzurufen“ gab er zu bedenken. Generell sah er zudem eine Mitverantwortung auch beim Staat, für auskömmliche finanzielle Rahmenbedingungen im sozialen Bereich zu sorgen. 

Den Abschluss des Besuchs bildete ein Rundgang durch die Verwaltungs- und Nutzräume im MGH: In Kleinschwarzenlohe gehören zu den Nutzräumen ein nostalgisch eingerichtetes Zimmer als Aufenthaltsraum für die Teilnehmer und Betreuer der „Demenz-Betreuung“ wie auch der große Saal für verschiedene Veranstaltungen samt Küche und Bühnenraum für die Gruppe der „AWO Rockers“ und ein Zimmer für PC-Kurse, das zusätzlich für Vorstandssitzungen genutzt werden kann. In den Sommermonaten kann auch der Garten mitgenutzt werden für Kursangebote und Veranstaltungen des Ortsverbands und sogar Open Air-Konzerte der AWO Rockers.